Grading nimmt an Fahrt auf

Veröffentlicht am 30.04.2019

Rückblick auf die großen deutschen Münzenmessen

Von Sebastian Wieschowski
Numismatischer Fachautor

Die diesjährige World Money Fair stand eigentlich im Zeichen der Münze Österreich, die als offizieller Ehrengast anlässlich ihres 825. Geburtstages mit neuen Münzausgaben und Workshops für ihre Produkte warb. Doch beim genaueren Hinsehen hätte schnell der Eindruck entstehen können, dass ein anderes Unternehmen der geheime Stargast der größten Münzenbörse der Welt war: Die Numismatic Guaranty Corporation zeigte Flagge für das „Third Party Grading“ mit einem XXL-Messestand im Herzen der Haupthalle, daneben stand die Authentifizierung, Zertifizierung und Konservierung von Sammlermünzen durch Grading-Anbieter wie NGC im Fokus von Podiumsdiskussionen und Workshops.

An den Händlerständen auf der World Money Fair wurde deutlich, dass die Akzeptanz von „Third Party Grading“ auf dem deutschen Markt in kürzester Zeit deutlich gestiegen ist. Immer mehr Händler bieten inzwischen Münzen in versiegelten Hartplastik-Haltern an und präsentieren diese Stücke prominent auf ihrer Verkaufsfläche, denn meist zählen die gegradeten Münzen zu den seltensten und teuersten Exemplaren. Besonders beliebt sind offenbar historische Silbermünzen aus dem Deutschen Kaiserreich sowie der Weimarer Republik und aus der Epoche vor der Reichsgründung im Jahr 1871.

Das rasante Wachstum, welches im Vergleich der Messestände von NGC in Berlin und München mit den Vorjahren deutlich wird, lässt sich auch anhand von Zahlen belegen.

Ein identisches Bild bot sich auch auf der Numismata in München, die traditionell etwa einen Monat nach der World Money Fair stattfindet und für einen starken Auftakt des numismatischen Jahres in Deutschland sorgt. Beide Messen sind wichtige Gratmesser für den Erfolg und die Akzeptanz numismatischer Trends, da sie vor allem von anspruchsvollen Sammlern besucht werden, von denen viele seit Jahrzehnten ihrem Hobby nachgehen. Zudem sind auf beiden Messen die wichtigsten Händler und Auktionshäuser vertreten. Und sowohl in Berlin als auch in München spielt wegen der Nähe zu Osteuropa insbesondere die polnische und russische Numismatik eine große Rolle. Allerdings erfahren laut Richard Stein, Director of European Operations bei NGC, alle Münztypen von der Antike bis zur Moderne eine beträchtliche Zunahme der Aktivität. Das Münchner Büro erhält Münzen, Jetons und Medaillen aus nahezu allen Ländern und Epochen.

Das rasante Wachstum, welches im Vergleich der Messestände von NGC in Berlin und München mit den Vorjahren deutlich wird, lässt sich auch anhand von Zahlen belegen: Im April 2016 verzeichnete der NGC-Census circa 57.800 deutsche Münzen, drei Jahre später sind es knapp 75.000 Münzen - ein Zuwachs um etwa 29 Prozent. Ein ähnlicher Anstieg ist bei russischen Münzen zu verzeichnen: Von rund 125.000 Münzen im April 2016 stieg das Aufkommen auf 164.000 Münzen im April 2019 - ein Zuwachs um 30 Prozent. Noch stärker wuchs im gleichen Zeitraum die Anzahl von Münzen aus Großbritannien und Polen (Zuwachs jeweils um knapp 48 Prozent). NGC stuft seit mehr als 30 Jahren Münzen ein.

Die CCG International GmbH, die deutsche Tochterfirma der US-amerikanischen Gesellschaft, zieht nach den beiden großen deutschen Münzenmessen des Jahres ein positives Fazit: „Die World Money Fair in Berlin und die Numismata in München waren für uns in diesem Jahr äußerst erfolgreich“, berichtet Richard Stein, Director of European Operations bei NGC: „Unser Team war durchweg beschäftigt und wir hatten ständigen Publikumsverkehr an unserem Stand mit Händlern, Sammlern und Auktionshäusern.“

Stein sieht die stetig wachsende Fläche der Messestände von NGC in den vergangenen Jahren in Verbindung mit der rasant wachsenden Zahl an Einreichungen bei beiden Messe als Indikator für den wachsenden Erfolg von NGC in Europa.

Die Mitarbeiter von NGC in München erleben neben einem deutlich erhöhten Arbeitsaufkommen insbesondere einen allgemeinen Stimmungsumschwung gegenüber Grading in Europa - diese Form der Authentifizierung, Zertifizierung und Konservierung, die in anderen Münzenmärkten bereits etabliert ist, gewinnt hierzulande deutlich an Zustimmung.

„Auf Münzmessen in ganz Europa sind immer mehr NGC-Münzen an Händlertischen zu sehen. Viele prominente Auktionshäuser haben unsere Dienstleistungen angenommen und NGC-Münzen sind häufiger in ihren Katalogen zu finden. Auch die Verfügbarkeit und Sichtbarkeit von NGC-Münzen auf Online-Plattformen ist gestiegen“, berichtet Richard Stein. „In den letzten 12 Monaten haben wir ein enormes Wachstum in Geschäft und Infrastruktur erlebt. Nach einer Reihe von immer beliebter werdenden Veranstaltungen vor Ort mussten wir ein viel größeres Büro finden und zusätzliche Mitarbeiter einstellen, um der wachsenden Nachfrage in ganz Europa gerecht zu werden.“

Neben dem Umzug in ein größeres Büro verfolgt die CCG GmbH in München auf vielfachen Wunsch von Sammlern und Händlern im Jahr 2019 den Ausbau der Vor-Ort-Grading-Veranstaltungen, sowohl für Münzen als auch für Banknoten. „Die CCG International GmbH hat jetzt vierteljährliche PMG-Vor-Ort-Veranstaltungen eingeführt, um der wachsenden Nachfrage nach zertifiziertem Papiergeld gerecht zu werden“, sagt Stein („PMG“ steht für „Paper Money Guaranty“, eine Tochterfirma von NGC und der NGG GmbH. Dies gelte zusätzlich zu den vierteljährlichen NGC-Bewertungsveranstaltungen vor Ort. Die CCG GmbH hat auch die Präsenz bei Münz- und Papiergeldmessen in ganz Europa erweitert, um ihre Expertendienstleistungen neuen Kunden näher zu bringen.

Sebastian Wieschowski arbeitet seit 2007 als Autor mit Fokus auf Münzen und Edelmetalle. Seine Artikel sind in Fachzeitschriften wie MünzenRevue, Coin World sowie dem Journal of East Asian Numismatics erschienen. Er ist Autor vom Bullion Buch sowie dem Schwarzbuch Münzfälschungen und Absolvent der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft.

Dies ist ein Gastartikel. Die Gedanken und Meinungen in diesem Text spiegeln den Standpunkt des Autors wieder und müssen nicht zwangsläufig mit der Position der Certified Collectibles Group übereinstimmen.


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